Wie politisch darf Fußball sein, Oke Göttlich?

Shownotes

Oke Göttlich ist Präsident des FC St. Pauli – einem Verein, der nicht nur durch sportlichen Erfolg, sondern vor allem durch seine klare Haltung auffällt. In dieser Folge von „Damit die Guten gewinnen“ sprechen wir über die Rolle des Fußballs in der Demokratie, über Haltung, Diversität, Gemeinschaft – und darüber, wie man mit Fußball mehr bewegen kann als nur den Ball. Oke erklärt, warum Vereine heute mehr denn je Verantwortung tragen, welche Rolle Fans dabei spielen – und wie ein Klub wie der FC St. Pauli politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich Position bezieht, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Ein Gespräch über sportliche Leidenschaft, politische Klarheit und die Kraft der Gemeinschaft.

Themen der Folge:

Warum Fußball mehr als Sport ist Haltung zeigen: Wie der FC St. Pauli Politik nicht scheut Fans als Mitgestalter: Demokratie auf den Rängen Kommerz, DFL und gesellschaftlicher Wandel Diversität, Inklusion und klare Kante gegen rechts Oke Göttlich über Vereinsführung mit Haltung Zukunftsfragen: Wie bleibt der Fußball glaubwürdig? Der FCSP als Modell für ein besseres Miteinander Ein tiefgründiger Blick hinter die Kulissen eines außergewöhnlichen Vereins – und ein Appell, dass Sport eine soziale Verantwortung hat.

Links & Kontakt: 🎧 Diese Folge auf Youtube sehen: https://youtu.be/GdkETf9HJJg ⚽ FC St. Pauli: https://www.fcstpauli.com 🏛 ASK Berlin: https://www.ask-berlin.de 🔗 LinkedIn Oke Göttlich: https://www.linkedin.com/in/oke-goettlich 🔗 LinkedIn Thomas Mühlnickel: https://www.linkedin.com/in/thomas-mühlnickel-75048a176/

OkeGöttlich #FussballMitHaltung #StPauli #DemokratieImSport #DamitDieGutenGewinnen #GesellschaftlicherWandel #PodcastDeutschland

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00:00:00: Natürlich sind wir die, die dann teilweise als lautstark und oppositionell wahrgenommen werden.

00:00:06: Das ist einerseits und das wird uns dann noch teilweise, ach das ist ja nur

00:00:09: ein Marketing-Gag, vorgeworfen.

00:00:12: Und auf der anderen Seite wird es schon gesehen, dass wir uns inhaltlich auch

00:00:17: stark mit den Themen auseinandersetzen und dass wir das auch leben, was wir tun.

00:00:21: Also auch wenn wir im sehr kapitalintensiven Profifußball unterwegs sind,

00:00:28: wie gehen wir empathisch miteinander um, diese Position noch austauschen zu

00:00:32: können und nicht nur eine Richtung zu vertreten und sagen, alles andere ist falsch.

00:00:36: Und das ist gesellschaftlich momentan dieses Eins-und-Null-Denken,

00:00:41: was natürlich sehr technisch ist, was sehr Social-Media-getrieben ist,

00:00:45: das sind Dinge, die uns zerfetzen. Der FC St.

00:00:48: Pauli ruft natürlich auch auf und vertritt stark die CSD-Bewegung,

00:00:53: die natürlich in diesen Zeiten,

00:00:55: wo jeder Diversität eher streicht, auch wieder als Unternehmung und auch in

00:00:59: der Politik und die auch teilweise geschützt werden müssen vor rechten Kräften,

00:01:05: dass wir dort auch ein Zeichen setzen im Sinne von, wir machen darüber auch

00:01:11: mehr als nur das Photovoltaik-Dache, sondern darüber eben auch diesen,

00:01:15: wir müssen CSD schützen.

00:01:18: Music.

00:01:28: Herzlich Willkommen zu Damit die Guten gewinnen, dem Interview-Podcast von ASK.

00:01:33: Ich bin Thomas Mühlnickel und treffe mich hier mit Menschen,

00:01:36: die mit ihrem Engagement etwas für unsere Gesellschaft tun.

00:01:38: Mein heutiger Gast ist Oke Göttlich, Präsident des FC St.

00:01:42: Pauli. Seit über zehn Jahren steht er an der Spitze eines der außergewöhnlichsten

00:01:46: Vereine im deutschen Profifußball.

00:01:48: Einem Klub, der beweist, dass Sport und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen.

00:01:53: In dieser Folge sprechen wir über den Mut, andere Wege zu gehen.

00:01:57: Über Sport als Plattform für gesellschaftliche Verantwortung und darüber,

00:02:01: wie Gesellschaft und demokratische Teilhabe auch im Profifußball funktionieren können.

00:02:06: Denn für Oke Göttlich ist klar, Verantwortung kennt keinen Schlussstrich.

00:02:10: Das Miteinander ist viel wichtiger als das Übereinander.

00:02:14: Ein inspirierendes Gespräch über Werte, Mut und die Kraft der Gemeinschaft,

00:02:18: damit die Guten gewinnen.

00:02:20: Bist du auch der Meinung, dass Sport gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollte?

00:02:24: Ich freue mich über deinen Kommentar zu dieser Folge und jetzt erstmal viel Freude beim Reinhören.

00:02:30: Oke Göttlich, herzlich willkommen, schön, dass du da bist. Ja,

00:02:32: sehr gern, danke, dass ich da sein darf.

00:02:34: Oke, dieser Podcast heißt ja, damit die Guten gewinnen. Wer sind denn für dich die Guten?

00:02:40: Also das sind die Mitglieder und Fans des FC St. Pauli, weil...

00:02:43: Ich bin ein guter, ich wusste es.

00:02:45: Nein, das ist tatsächlich etwas, die haben seit 40 Jahren ungefähr da etwas

00:02:50: aufgebaut, was es im deutschen Fußball sonst so nicht noch einmal gibt.

00:02:55: Und es zeigt, dass eine Community stark sein kann und dass eine Community Dinge

00:02:59: aufbauen kann, auch aus eigenen Mitteln,

00:03:03: auch organisch und ohne große finanzielle Injektionen von außen und trotzdem

00:03:10: auch erfolgreich und leistungsmäßig bestehen kann.

00:03:14: Dieser Podcast hat eine Reihe mittlerweile. Wir sind jetzt in Folge 14 heute

00:03:19: und in Folge 1 saß hier Martin Schulz auf deinem Platz und wir haben damals sehr viel über den 1.

00:03:23: FC Köln und den FC St. Pauli gesprochen und ich habe mich damals geoutet.

00:03:27: Insofern ist es gut, dass wir jetzt 13 Folgen später es ein bisschen auflösen

00:03:31: können, dass ich meinen Herzenspräsidenten hier sitzen habe und mit dir über den FC St.

00:03:35: Pauli, über die Gesellschaft reden darf. Und Herrn Schulz treffe ich dann ja

00:03:38: im Spiel gegen den FC Köln vielleicht.

00:03:40: Mit Sicherheit. Er ist ja großer Fan.

00:03:44: Und du hast ja einen geraden und ungeraden Lebenslauf in sich, oder?

00:03:48: Du hast Sportwissenschaften studiert, du hast als Journalist auch über Sport

00:03:52: berichtet, du hast aber gleichzeitig sehr independent in der Musikbranche auch

00:03:56: gearbeitet als Gründer.

00:03:58: Wie kam das mit diesen beiden verschiedenen Welten eigentlich zusammen bei dir?

00:04:01: Naja, einfach weil ich nur Dinge mache, die mir leidenschaftlich Spaß machen

00:04:06: und ich habe immer gesagt,

00:04:07: zweigleisig fahren hilft und die Musik habe ich erst während des Studiums so

00:04:11: entdeckt und für mich wirklich so als überhaupt ein Feld kennengelernt und Sport

00:04:17: habe ich schon sehr früh viel aktiv gemacht,

00:04:20: dann eben auch schon Fanmagazin journalistisch rund um den FC St.

00:04:25: Pauli und das war dann so der Weg, ich studiere jetzt Sport und werde dann Sportjournalist.

00:04:30: Und ja, so sind die Wege sich dann, haben sich gekreuzt und haben sich dann

00:04:36: manchmal entfleddert auch wieder.

00:04:37: Dann war ich mal mehr in der Musik und habe ein Label gegründet.

00:04:41: Dann war ich wieder mal mehr im Sportjournalismus.

00:04:43: Dann habe ich auch Musikjournalismus viel gemacht. Und dann habe ich eine eigene

00:04:49: Musikfirma gegründet und mit

00:04:52: einem Kumpel zusammen und auch ehrlicherweise in dem Zusammenhang FC St.

00:04:56: Pauli. Und auch da ist eine Community entstanden, wo Menschen dann über Musikkultur

00:05:01: sich ausgetauscht haben.

00:05:03: Dazu haben wir dann meinen Partner kennengelernt, der außerhalb des FC St.

00:05:08: Pauli, aber sehr technisch affin gewesen war. Und wir haben den ersten digitalen

00:05:12: Musikvertrieb in Europa gegründet, damals mit Finetunes.

00:05:17: Und dann gab es irgendwann den Punkt, zu klein und groß zu sein,

00:05:20: zu groß und klein zu sein. Und man musste dann so ein bisschen...

00:05:25: Gucken, was macht man da? Und ich habe dann auch festgestellt,

00:05:28: es ging immer weniger um Musik, immer mehr um Verwaltung.

00:05:32: Und dann fragte mich der damalige Aufsichtsrat des FC St.

00:05:39: Pauli zu meiner kompletten Überraschung, ob ich mir denn vorstellen wollen würde, beim FC St.

00:05:46: Pauli im Präsidium und als Präsident zu agieren. Und ich war völlig geschockt,

00:05:51: bin nach Hause gegangen und fragte meine Frau, ob ich das darf.

00:05:59: Und sie sagte, okay, ich möchte dich auf jeden Fall nicht erleben,

00:06:03: wenn du 80 bist und sagst, du hast es nicht gemacht und in Anführungsstrichen

00:06:07: mir dann auch noch einen Vorwurf draus drehen würdest.

00:06:11: Und das Ganze ist aber auch überhaupt nicht so dramatisch, wie es jetzt klingt,

00:06:14: weil die gesamte Familie ist teilweise tiefer im FC St.

00:06:19: Pauli drin, als ich es zu den damaligen Jahresaltern der Kinder jetzt damals war.

00:06:26: Aber das war ja damals auch 2014, als du Präsident wurdest, wirkte das ja so

00:06:29: ein bisschen wie, der kann was, da kommt aber so ein bisschen auch so ein Fan

00:06:34: irgendwie zum Präsidentenamt.

00:06:35: Da kommt was anderes zusammen als früher, wo Millionäre Geld in den Verein gesteckt

00:06:39: haben und wieder rausgeholt haben oder Corny Littmann als so eine sehr bekannte

00:06:43: Reeperbahnfigur Präsident wurde.

00:06:46: Das hatte irgendwie so einen anderen Spirit auch gleich, als wäre jetzt im Verein etwas Neues am Start.

00:06:52: Ja, es war glaube ich auch so ein bisschen im Hintergrund, wie ich jetzt aber

00:06:54: auch viel später so festgestellt habe, so ein bisschen so diese Richtungsfrage

00:06:58: und auch die Richtungsfrage, die den FC St. Pauli immer beschäftigt.

00:07:01: Ist es alles um den Fußball, was den FC St. Pauli beschäftigt?

00:07:06: Groß macht als das, wofür man steht und was man ist oder geht es um den Sport

00:07:11: und irgendwie hat der FC St.

00:07:15: Pauli es nie so richtig geschafft, beides vernünftig zusammenzubringen und du

00:07:20: hast auch heute noch immer mal die Frage, weil es natürlich Menschen gibt,

00:07:23: die sagen, der kümmert sich jetzt nur um die oder der FC St.

00:07:26: Pauli kümmert sich jetzt gerade nur um die Sachen um den Sport und andere sagen,

00:07:30: oh boah, da ist aber auch sportlich ganz schön viel passiert.

00:07:33: Jetzt können sie sich mal wieder ein bisschen mehr um gesellschaftliche Themen kümmern.

00:07:37: Und ich glaube, diese Balance ist das Elementare und das war so ein bisschen die Suche.

00:07:42: Und ich war, wie gesagt, auch völlig überrascht, dass man auf mich kam.

00:07:46: Und ich glaube, mein Vorteil war.

00:07:50: Dass es ja ein Ehrenamt unbezahlt gewesen ist bis vor zwei Jahren und es ja

00:07:59: dann dadurch immer nur sich gewisse Klientels und auch privilegierte Menschen

00:08:04: es sich leisten konnten, es zu tun.

00:08:07: Und ich hatte das Privileg durch das Unternehmertum und auf der anderen Seite

00:08:13: war ich aber noch sehr jung mit 38,

00:08:16: sodass ich noch nicht, ich sag mal, ganz ins Establishment verloren gegangen

00:08:22: bin und dementsprechend konnte man das so ein bisschen besser aus der Position heraus balancieren.

00:08:32: Und heute ist es so, und da bin ich auch dem Aufsichtsrat und auch den Mitgliedern am Ende dankbar,

00:08:37: es ist jetzt nicht nur wegen erster Liga, sondern auch in der zweiten Liga dann

00:08:41: ein bisschen niedriger, aber wir sind eine 100 Millionen Euro Unternehmung,

00:08:48: eine Sportunternehmung, eine Gemeinschaftsunternehmung.

00:08:51: Eine Community-Bewegung und das schaffst du tatsächlich nicht,

00:08:56: Und ehrenamtlich, zumindest solange du auch noch voll haftbar für all das bist,

00:09:00: was du da tust, das ist irgendwann nicht mehr darstellbar.

00:09:03: Und deshalb bin ich dir noch dankbar, dass sie den Weg ermöglicht haben,

00:09:08: völlig unabhängig von meiner Person, dass wir auch zukünftig im Präsidium des FC St.

00:09:13: Pauli Menschen haben können, die auch Expertinnen auf ihrem Gebiet sind und

00:09:18: hoffentlich auch diese Balance perfekt darstellen können. Ich kann auch allen

00:09:22: raten, mal außerhalb des Kickers sich mit dem FC St. Pauli zu beschäftigen.

00:09:26: Auch überhalb dieses, die Kiez-Kicker, der linke Rabaukenverein oder wie auch

00:09:32: immer man das alles nennt, der Kult-Club.

00:09:34: Da ist ja sehr viel mehr dahinter, was eben auch an Vereinsarbeit passiert.

00:09:38: Und du bist ja auch nicht Präsident nur der Fußballabteilung,

00:09:41: sondern eines ganzen großen Vereins und ich finde es immer spannend,

00:09:44: wenn ich dann mein Newsletter regelmäßig bekomme,

00:09:47: da wird über alles geschrieben und so ein ganz kleines bisschen über Fußball

00:09:49: und ich finde das ganz charmant, dass das immer genau so gemacht wird,

00:09:52: dass nicht immer nur die erste Mannschaft, die in der Bundesliga spielt,

00:09:55: drei Viertel des Heftes bekommt, was natürlich die Öffentlichkeit in Deutschland

00:09:57: so und so sehen würde, sondern der ganze Verein dargestellt wird.

00:10:00: Du kandidierst jetzt für deine vierte Amtszeit, das ist satzungsgemäß deine letzte.

00:10:06: Du musst danach dann raus. Ja, ist Schluss.

00:10:09: Genau. Außer irgendjemand kommt wieder die Satzung zu ändern,

00:10:11: aber es ist die Idee, also ich glaube nicht, dass die haben wir im politischen Umfeld gerade genug.

00:10:16: Ich glaube, dafür steht der FC St. Pauli nicht, da jetzt die Satzung zu ändern

00:10:20: und ehrlicherweise, es ist auch gut, wenn dann etwas passiert,

00:10:24: was wieder frisch, anders und auch neu ist.

00:10:28: Und es ist momentan natürlich recht leicht, wo es sportlich und erfolgreich

00:10:32: einigermaßen gut aussieht.

00:10:35: Aber jetzt auch die Herausforderungen in der ersten Liga ja nicht kleiner werden,

00:10:38: auch in der nächsten Saison nicht.

00:10:41: Dass man noch einmal sagt, okay, es geht jetzt los und wir haben jetzt gerade

00:10:45: die Genossenschaft gegründet.

00:10:47: Wir haben eigentlich Dinge auf die Beine gestellt, die jetzt wirklich...

00:10:52: Wirklich wichtig sind. Und jetzt hast du natürlich das ganz neue Thema seit

00:10:56: dem Wochenende eigentlich.

00:10:58: Hamburg bewirbt sich für Olympia und welche großen infrastrukturellen Themen

00:11:02: sind damit auch für den FC St. Pauli verbunden.

00:11:04: Das heißt, wenn du jetzt, ich sage jetzt mal in Anführungsstrichen,

00:11:08: einfach sagen würdest, weil Oke keine Lust mehr hätte oder weil der Verein sagt,

00:11:13: wir müssen jetzt was anderes machen, dann wären auf jeden Fall einige lose Enden dann doch noch da.

00:11:17: Und die losen Enden würde ich gerne zusammenbinden und bin da auch in einem

00:11:21: sehr guten Gespräch mit dem Aufsichtsrat gewesen, weil wir gesagt haben,

00:11:24: wir denken auch jetzt schon sozusagen in vier Jahren und eigentlich auch schon

00:11:30: ein bisschen kurzfristiger, wie sieht eigentlich dann die Übergangsphase aus

00:11:34: und damit bin ich sehr, sehr einverstanden, weil ich kann auch sagen, so ein Amt ist...

00:11:40: Viele Leute denken, es ist ein Traumamt, das ist es auch, es macht wahnsinnig

00:11:43: viel Spaß, Aber es zehrt auch krass an den Nerven und zwar nicht nur aufgrund der Ergebnisse,

00:11:52: sondern dadurch, dass wir uns politisch und gesellschaftlich so engagieren,

00:11:55: ist es auch persönlich manchmal über die Grenze.

00:12:00: Der Verein kratzte auch hier und da mal am Abstieg in die dritte Liga und da

00:12:04: weiß man auch so halbwegs, was heißt das für Kolleginnen, für Mitarbeiter,

00:12:09: für den ganzen Stamm, für den ganzen Staff.

00:12:10: Das heißt, man hat am Ende eine ganz schwere, harte Entscheidung zu treffen,

00:12:13: weil man natürlich einen Verein, der oben in der zweiten oder unten in der dritten,

00:12:16: in der ersten Liga spielt, in der dritten Liga komplett anders führen müsste.

00:12:19: Und das ist ja auch ein Druck, den du ja mitführen musst als Präsident.

00:12:22: Die Dynamik ist ganz anders als in herkömmlichen Unternehmungen.

00:12:25: Da können auch drastische Dinge auf einmal passieren. wenn ich sage mal,

00:12:29: eine Produktion fällt aus oder ähnliches.

00:12:31: Aber hier geht es jedes Jahr darum, um, sage ich mal, fast 20,

00:12:37: 25 Prozent eines Budgets mehr oder weniger ad hoc zu verwalten und dann auch zu managen.

00:12:45: Und das natürlich auch in dem Zusammenhang, wie ist es für die Mitarbeitenden

00:12:49: und so weiter und auch für die gesamte Organisation.

00:12:52: Und das sind auch Themen, muss man sagen, vor elf Jahren.

00:12:56: Und das weiß man ja auch alles, dem FC St. Pauli ging es ja auch,

00:13:00: sage ich mal, jetzt sind wir wirtschaftlich so stark wie wahrscheinlich noch

00:13:03: nie, das ist kein Ausruhen.

00:13:06: Aber vor elf Jahren haben wir natürlich auch Dinge vorgefunden,

00:13:09: das ist keine Kritik an den Vorgängern, weil sie einfach etwas aufgebaut und

00:13:14: auch verwalten mussten, was nicht da war.

00:13:16: Und all das, wofür wir stehen, ob es Diversität, Integration und vor allen Dingen

00:13:22: für etwas, also für Menschlichkeit, Humanität und so weiter sind,

00:13:26: das waren Dinge, die vor elf Jahren zwar nach außen in der Projektion da waren,

00:13:31: aber nach innen schwer vorhanden waren und das aufzubauen und auch diese Verantwortung zu tragen.

00:13:40: Das ist wichtig und das ist anstrengend, aber das Allerwichtigste ist,

00:13:45: dass der gesamte Verein mit Fans und Mitgliedern auch diese Selbstverantwortung

00:13:49: und Mitverantwortung übernimmt,

00:13:52: denn der Verein ist tatsächlich nur so stark, wie seine Mitglieder und seine

00:13:57: Community am Ende das Thema auch lebt.

00:14:01: Und da geht es von Themen wie Gewalt über Themen wie gehen wir,

00:14:07: wo stellen wir uns politisch, gesellschaftlich in welche Felder und in welche auch nicht.

00:14:13: Für was stehen wir, aber auch klar gegen was stehen wir.

00:14:16: Und da ist auch immer so ein Bild, der FC St. Pauli ist so mega tolerant. Nein,

00:14:20: wir haben ganz klare Grenzen auch für Toleranz und das ist bei Rassismus und

00:14:26: das ist gegen unmenschliche Vorgänge auf der gesamten Welt,

00:14:32: ohne dass wir uns natürlich um jedes Konfliktgebiet auf dieser Welt natürlich

00:14:36: immer direkt kümmern können.

00:14:38: Und da sind wir dann auch keine Partei oder sind wir auch keine Politik,

00:14:43: sondern da sind wir dann auch der kleine Stadtteil, Fußballverein,

00:14:46: der aber gerne sich auch politisch und gesellschaftlich äußert.

00:14:50: Das ist ja das Spannende in der heutigen Zeit.

00:14:53: Gerade die Organisationen, die die Menschen bewegen, die die Menschen ständig

00:14:57: erreichen, die gehen ja oft nicht in die Vorbildfunktion. Und wenn man mal in

00:15:02: die Popkultur schaut, die großen Stars, die sind da alle sehr vorsichtig.

00:15:06: Oder wenn man eben auch in den Profisport guckt, da sind viele Vereine so.

00:15:11: Hat sowas von eine Art Greenwashing im sozialen Bereich.

00:15:15: Wir sagen ein bisschen was, aber so richtig hart sind wir nicht.

00:15:17: Da ist St. Pauli ja der Verein schon immer sehr viel offensiver gewesen als andere.

00:15:22: Habt ihr da auch in der eigenen Community von anderen Vereinen Gegendruck erlebt?

00:15:26: Also natürlich sind wir die, die dann teilweise als lautstark und.

00:15:31: Und oppositionell wahrgenommen werden. Das ist einerseits und das wird uns dann

00:15:35: noch teilweise, ach das ist ja nur ein Marketing-Gag, vorgeworfen.

00:15:40: Und auf der anderen Seite wird es schon gesehen, dass wir uns inhaltlich auch

00:15:44: stark mit den Themen auseinandersetzen und dass wir das auch leben, was wir tun.

00:15:49: Also auch wenn wir im sehr kapitalintensiven Profifußball unterwegs sind,

00:15:55: verzichten wir jedes Jahr auf mehrere Millionen Euro aufgrund von Mitgliederbeschlüssen.

00:16:00: Wir stellen unser Merchandising nachhaltig her etc.

00:16:03: Pp. Ich muss nicht alles aufzählen. Und da werden wir natürlich intern teilweise

00:16:09: so ein bisschen, vielleicht manchmal aus Neid,

00:16:12: manchmal aus, ach die sind mir zu laut und die sind mir zu oppositionell angefeindet

00:16:15: und dann möchte ich aber auch mal eine Lanze brechen für auch Vereine,

00:16:19: wo man sich dann wundert, dass gerade ich sie jetzt mal hervorheben würde,

00:16:23: aber so ein VfL Wolfsburg, Hoffenheim und sowieso auch der FC Bayern jetzt mal als Branchenprimus.

00:16:30: Wenn die dann eine Arbeit wie der FC Bayern mit Rassismuskampagnen,

00:16:36: dann denkt man immer gleich, oh Gott, Kampagne, es ist alles schlecht,

00:16:39: dann ist das inhaltlich auch natürlich finanziell so gut hinterlegt.

00:16:44: Da würde ich manchmal mir wünschen, das könnten wir beim FC St. Pauli auch so gut tun.

00:16:47: Also da wird manchmal auch so über den zum Beispiel FC Bayern gelächelt,

00:16:51: ist aber inhaltlich sehr stark fundiert, wenn da was passiert oder wenn wir

00:16:55: auch gemeinschaftliche Aktionen jetzt in der letzten Saison gemacht haben.

00:16:57: Das war wirklich mega stark.

00:17:00: Hoffenheim ist ein ganz starker Nachhaltigkeitstreiber, auch wiederum natürlich

00:17:05: mit ein paar wirtschaftlichen

00:17:10: Verbindungen hinsichtlich der Schwarzgruppe, die aber auch sehr viel im Nachhaltigkeitsbereich

00:17:15: hier in Deutschland auf die Wege stellt.

00:17:18: Und das sind dann auch mal Dinge, die man hervorheben kann und nicht immer nur abtun sollte.

00:17:23: Und da passiert teilweise mehr, als man mitkriegt. Und der FC St. Pauli,

00:17:28: Deshalb bin ich zum Beispiel auch im DFL-Präsidium, ist dann immer so,

00:17:32: man sitzt mit am Tisch und es hilft zumindest, glaube ich, dass nicht alle Entscheidungen

00:17:38: einfach nur rein nach dem Kapitalgesichtspunkt angeguckt werden,

00:17:43: sondern sich die Wettbewerbsintegrität und das Miteinander, die Solidarität,

00:17:49: auch die Nachhaltigkeit zumindest immer nochmal in den Köpfen eine Rolle spielen.

00:17:53: Und deshalb sage ich immer, dann werden zumindest nicht 120% schlechte Entscheidungen,

00:17:57: sondern vielleicht nur 105% schlechte Entscheidungen getroffen.

00:18:00: Ich finde das ja total spannend, dass in diesem Verein die Logik gilt,

00:18:05: wer sich solidarisch verhält, den schätzen wir.

00:18:08: Und mit dem gehen wir auch solidarisch um. Also mein Beispiel ist da eben der

00:18:11: FC Bayern, von dem wir gerade sprachen, und Uli Hoeneß in den 90ern.

00:18:13: Wurden da irgendwie Pfennige auf die geschmissen und was nicht alles.

00:18:16: Da stand ich auch im Stadion und fand das auch alles damals als Teenie ganz witzig.

00:18:20: Dann war Anfang der 2000er der Verein quasi komplett pleite.

00:18:23: Es gab diese große Retteraktion und Uli Hoeneß war der, der kam und sagte, St.

00:18:26: Pauli ist ein wichtiger Verein, wir brauchen den hier in Deutschland,

00:18:28: wir kommen jetzt und wir schenken euch quasi ein Spiel und hat damit sehr stark

00:18:31: beigetragen, den Verein mitzuretten.

00:18:33: Und seitdem gibt es eine gewisse Bindung zwischen dem FC Bayern und besonders

00:18:37: Uli Hoeneß und auch bei den Funktionären, aber eben im gesunden Verein nehmen

00:18:41: auf und sagt, okay, ihr habt uns damals geholfen, wir behandeln euch jetzt nicht mehr schlecht.

00:18:45: Ich finde, das ist vorbildlich. Also es ist unfassbar und das muss man auch

00:18:50: wirklich, kann man gar nicht sagen, wie sehr wir uns teilweise mit dem FC Bayern

00:18:55: auch austauschen über Themen.

00:18:57: Wir sind natürlich in manchen Themen völlig unterschiedlich,

00:19:00: weil wir natürlich auch völlig unterschiedliche Vereine und Organisationen sind

00:19:05: und auf völlig unterschiedlicher Flughöhe agieren.

00:19:07: Aber am Ende haben wir auch ein ähnliches Thema und ich war völlig überrascht,

00:19:11: um mal von dem Uli Hoeneß-Thema wegzukommen, als ich mit Karl-Heinz Rummenigge

00:19:15: sprach, während wir dort spielten und er sagte, beim Thema zum Beispiel Gehaltsobergrenzen.

00:19:23: Herr Göttlich, da haben wir eine Meinung. Also das heißt, das ist etwas.

00:19:29: Da wird dann der belächelte FC St.

00:19:31: Pauli, der irgendwelche sozialistischen

00:19:34: Regularien, wie einige sie dann betiteln und lächerlich machen.

00:19:39: Auf einmal für den FC Bayern und auch durch die eigenen Gedanken des FC Bayern,

00:19:44: so ein bisschen kommen wir da zusammen, weil die Bayern natürlich auch merken,

00:19:48: wie sollen wir denn mit Man City oder Paris Saint-Germain oder dem Geld aus

00:19:53: dem Nahen Osten konkurrieren können und wir brauchen Regularien und das sind

00:19:59: zum Beispiel Themen, die der FC St.

00:20:01: Pauli jetzt seit 15 Jahren noch teilweise vor meiner Zeit durch Andreas Rettich,

00:20:06: während meiner Zeit und so weiter und auch mit meinen Kolleginnen und auf der

00:20:10: Geschäftsstelle mit Wilken Engelbracht einfach immer wieder treibt,

00:20:14: um vielleicht festzustellen, ja Prozesse dauern.

00:20:18: Und ich finde, das ist auch ein gesellschaftlich wichtiges Thema,

00:20:21: dass wir sagen, natürlich wollen wir sofort alles immer und wollen alles sofort

00:20:25: verändern, dass es die bessere, schönere, richtigere Welt gibt.

00:20:29: Aber wir müssen manchmal auch den Zahn der Zeit zulassen und sagen,

00:20:34: Prozesse dauern manchmal auch. Und ich habe gerade so das Gefühl,

00:20:37: viele Themen, die im Fußball diskutiert werden, spielen im Kosmos FC St.

00:20:43: Pauli schon länger eine Rolle. Und das heißt, ich will mich da gar nicht auf

00:20:46: eine Vorreiterrolle setzen oder uns auf die Schulter klopfen.

00:20:50: Aber man merkt eben so ein paar von diesen Regulatoriken zum Beispiel,

00:20:54: die wir in dem Wirtschaftssystem Profifußball dringend benötigen,

00:20:58: sind Themen, die ich vor elf Jahren auch schon ansprach teilweise.

00:21:02: Bevor wir über die Genossenschaft reden, das müssen wir dringend heute tun,

00:21:06: kannst du mir kurz fünf Sätze vervollständigen? Ja.

00:21:09: In der Öffentlichkeit beeindruckt mich derzeit.

00:21:13: Der Auftritt der Partei Die Linke. Über Deutschland denke ich.

00:21:20: Dass wir gemeinschaftlich überlegen, für was wir sein wollen und nicht nur gegen

00:21:27: was wir sein wollen. Wir sollten mehr Wert legen auf.

00:21:33: Direkte Gespräche und weniger Social Media. Der nachfolgenden Generation rate ich.

00:21:42: Schmeißt die Handys weg. Ich sag dir gleich, wer das schon mal zu mir gesagt

00:21:47: hat. Morgen wird besser als heute, weil?

00:21:51: Weil wir am Ende erkennen, dass Menschenfeindlichkeit keine Lösung ist.

00:21:58: Danke für die Antworten. Ich habe noch einen zweiten Podcast.

00:22:02: In Vino Wer Wie Was, ein sehr erfolgreicher Wein-Podcast, lustigerweise, Unterhaltungsformat.

00:22:06: Da hatten wir den Zwei-Sterne-Koch Christian Lohse zu Gast.

00:22:09: Und ich stelle genau diese eine Frage stelle ich da auch. Die andere stelle

00:22:12: ich nicht so, aber diese eine stelle ich da auch.

00:22:14: Und auf diese eine Frage sagt der Christian eines Tages, schmeißt die Handys weg.

00:22:18: Exakt im gleichen Wort. Sehr lustig. Ja.

00:22:22: Ja, muss ich mal kennenlernen. Ich kenne ihn nur vom Namen natürlich. Spannender Typ.

00:22:28: Also jetzt kurze Werbung für Christian Lohse. Ich mag ihn persönlich sehr.

00:22:30: Er hat zu Hause bei sich in Falkensee einen Salon. Da können wir zusammen hingehen.

00:22:33: Da kann man sich bei ihm abends einbuchen.

00:22:35: Und wird von Christian ein, zwei Sterne Koch, zu Hause in der Wohnküche bekocht.

00:22:38: Das ist ein toller Abend bei ihm, sehr lustig.

00:22:40: Ihr habt eine Genossenschaft gegründet. Ihr wart die Ersten,

00:22:43: die damit losmarschiert sind.

00:22:44: Ich glaube, der FC Schalke kam dann etwas später auch mit einem ähnlichen Konzept

00:22:48: und habe es damit geschafft, ein Stück weit Banken aus dem Geschäft rauszunehmen rund ums Stadion.

00:22:54: Also ich als Genossen, ich habe da zwei Anteile, glaube ich, gekauft.

00:22:58: Ich glaube, genau so habe ich es jedenfalls verstanden. Man versucht,

00:23:00: Geld von Mitgliedern oder von Fans und Genossinnen und Genossen einzusammeln,

00:23:04: um sich finanziell unabhängiger zu machen, weil zum Beispiel sowas wie Namensrechte

00:23:09: fürs Stadion werden beim FC St.

00:23:10: Pauli nicht verkauft. bestimmte Sponsoren, die andere Vereine nehmen,

00:23:13: nimmt der Verein nicht an.

00:23:14: Das ist das, was du eben meintest, mit ihr verzichtet auf viel Geld jedes Jahr.

00:23:17: Und so hat man jetzt mit 22.000 Menschen waren es 30 Millionen Euro eingesammelt.

00:23:23: 26.000 Menschen inzwischen und es sind inzwischen, also die 30 sind wirklich, offiziell sind es 29,2.

00:23:31: Aber auf der Warteliste, auch in den letzten Wochen, ging es turbulent her.

00:23:36: Also wir sind bei den 30 auf jeden Fall, aber 29,2 ist die offizielle Zahl und

00:23:42: diese Idee der Genossenschaft ist.

00:23:46: Lang und tief, auch in den Zeiten, wo Andreas Rettig und ich viele Zugfahrten

00:23:53: miteinander hatten zur DFL und nach Frankfurt.

00:23:55: Wie können wir denn dieses Thema der finanziellen Ungleichheit,

00:24:00: der Wettbewerbungleichheit angehen?

00:24:01: Der FC St. Pauli kann eben nicht die üblichen Finanzierungswege gehen, wir die dann nicht aus.

00:24:07: Wir suchen uns nicht den Mäzen, der uns unterstützen kann.

00:24:12: Und dann haben wir uns überlegt, dann haben wir eine kühne Idee und überlegen

00:24:15: uns, dass wir eine Genossenschaft mal überlegen.

00:24:20: Und diese Genossenschaft ist eben deshalb so wahnsinnig interessant, weil sie dem e.V.,

00:24:24: Und wir sind ein hundertprozentiger e.V., weil uns Mitgliederpartizipation extrem

00:24:29: wichtig ist, weswegen wir uns sportpolitisch für den Erhalt von 50 plus 1 der

00:24:34: Partizipation auch einsetzen,

00:24:35: ist die Genossenschaft das Einzige, was für den FC St.

00:24:40: Pauli geht. Das heißt, egal wie viele Anteile du kaufst, du mit deinen zwei

00:24:43: Anteilen hast eine Stimme.

00:24:45: Ich habe ein paar mehr Anteile gekauft, habe auch nur eine Stimme und deshalb

00:24:48: können wir uns sozusagen auf Augenhöhe bei der Genossenschaftsversammlung dann auch begegnen,

00:24:54: können uns austauschen, ist das, was der Genossenschaftsvorstand da vorträgt,

00:24:57: dann gut oder nicht gut und können dann abstimmen.

00:25:00: Dort können wir auch abstimmen, bekommen wir gegebenenfalls eine Ausschüttung

00:25:04: und wie hoch soll diese sein oder werden Rücklagen gebildet,

00:25:10: um vielleicht auch weiter die Community, in dem Fall jetzt das Stadion.

00:25:14: Wachsen zu lassen. Und das ist die Idee.

00:25:17: Wie kommst du auf das Thema Partizipation, Gleichberechtigung,

00:25:22: unabhängig davon, wie viele Anteile eine Person zeichnet?

00:25:25: Und das ist ja gerade das spannende Prinzip, jeder hat eine Stimme.

00:25:28: Das ist nicht, wie es in einer Aktionärsversammlung ist, wo der,

00:25:32: der viele Anteile hat, auch mehr bestimmen kann, weil er mehr Stimmen kriegt

00:25:35: durch die Aktien, sondern dass es eher ist wie in einer Mitgliederversammlung.

00:25:39: Egal, ob du arm oder reich bist, ob du viel gekauft hast, wenig gekauft hast,

00:25:41: du hast am Ende eine einzige Stimme.

00:25:43: Und das ist auch ein Stück weit gesellschaftlicher Zusammenhalt, den ich meine.

00:25:47: Viele Leute scheuen das, weil sie dann auch wieder sagen, oh Gott,

00:25:50: da bekomme ich sehr viel kritisches Feedback.

00:25:52: Oder das erlebt man ja auch in der Politik, dieses, oh Mann.

00:25:55: Das mit den Bürgerinnen ist manchmal auch ganz schön anstrengend,

00:25:58: weil man bekommt natürlich viel Feedback und es wird dann als Kritik aufgenommen

00:26:02: und sie wird als persönliche Kritik wahrgenommen und dann traut man sich sozusagen nicht mehr.

00:26:06: Aber es ist das elementar Wichtige, mit den Menschen zusammen Dinge zu gestalten.

00:26:11: Es kann sein, dass es manchmal einen Tick langsamer geht, weil man mit vielen

00:26:15: kommunikativen Elementen und vielen Menschen sprechen muss.

00:26:20: Aber es ist auf jeden Fall eins, und das haben wir beim FC St.

00:26:23: Pauli ja, finde ich, schon in den letzten 40 Jahren erlebt.

00:26:26: Es ist ein wirtschaftlich, sportlich und auch in der gesellschaftlichen Arbeit

00:26:35: Verein, der sich über 40 Jahre positiv entwickelt hat,

00:26:39: auch mal mit Höhen und Tiefen und trotzdem aber positiv entwickelt hat,

00:26:44: weil die Menschen da zusammenstehen.

00:26:46: Und ich finde, das ist für unsere Gesellschaft so wichtig zu verstehen,

00:26:50: dass wir das Thema, wenn es auch um Energie, wenn es um Wohnungsbau und so weiter

00:26:56: geht, Wohnungsbaugenossenschaften überlegen und ich bin mir sicher,

00:27:01: Und wir haben das große Thema in unserer Gesellschaft soziale Ungleichheit.

00:27:05: Für mich das Thema, warum es zu diesen politischen Spaltungsbewegungen kommt.

00:27:11: Und da sind Genossenschaften auf jeden Fall auch ein Thema, was sich PolitikerInnen

00:27:16: deutlich angucken sollen.

00:27:18: Erdrücken euch die Erwartungen manchmal, die an euch auch gestellt werden,

00:27:21: dass ihr noch mehr machen könntet, noch mehr machen solltet?

00:27:24: Klar, also ja, und es ist vor allen Dingen ganz schwer.

00:27:27: Wir haben jeden Tag natürlich auch Themen, die uns, ich sag mal, zerreißen können.

00:27:32: Unser Stadion hat nur 29.500 Plätze.

00:27:36: Es gibt dann neue Kartenvergabesysteme und wir bekommen sehr viele Briefe,

00:27:40: dass man dann natürlich, das sei ja unsolidarisch und toll, dass der FC St.

00:27:44: Pauli sagt, leave no one behind, aber ihr lasst jetzt Leute hintendran,

00:27:50: die ihr nicht ins Stadion lasst.

00:27:51: Oder nehmen wir auch aktuelle Konfliktregionen, wo dann natürlich in Sachen

00:27:59: Ukraine und Russland noch eine sehr große Schnittmenge passiert.

00:28:05: In dem Thema Nahost ist natürlich etwas, was jeden Menschen,

00:28:09: glaube ich, in der komplexen Situation teilweise überfordert.

00:28:12: Wir aber ganz klar sagen, wir sind gegen jeden Antisemitismus bzw.

00:28:17: Für Menschenfreundlichkeit und das bedeutet für jüdisches Leben,

00:28:22: aber auch für palästinensisches Leben der Zivilgesellschaft.

00:28:27: Und die Hamas bleibt eine Terrororganisation, die dazu natürlich auch beigetragen

00:28:34: hat, dass es zu einer großen Eskalation geführt hat.

00:28:37: Genauso wie Netanyahu ein rechtsextremer Politiker ist, der seine Position zu harsch durchsetzt.

00:28:46: Und wir müssen diese Themen auch differenziert betrachten und die zerreißen

00:28:50: uns aber teilweise im Sinne von:

00:28:53: Wie gehen wir empathisch miteinander um, diese Position noch austauschen zu

00:28:56: können und nicht nur eine Richtung zu vertreten und sagen, alles andere ist falsch.

00:29:01: Und das ist gesellschaftlich momentan dieses Eins-und-Null-Denken,

00:29:06: was natürlich sehr technisch ist, was sehr Social Media getrieben ist,

00:29:10: das sind Dinge, die uns zerfetzen.

00:29:12: Das ist ja auch so, dass wir in der gesellschaftlichen Stimmungslage,

00:29:15: in der gesellschaftlichen Kommunikation immer mehr in die Extreme rutschen,

00:29:18: wie wir sofort auch Urteilen und andere Meinungen nicht mehr wahrnehmen wollen.

00:29:21: Du sprachst eben davon, dass ihr in den Jahren jetzt den Vereinen so eine Balance

00:29:24: gebracht habt insgesamt, aber dann fallen eben Gesellschaftsthemen auch rein,

00:29:28: die natürlich auch in dieser sehr aktiven Mitgliedschaft schnell die Balance

00:29:31: aus dem Gleichgewicht bringen können.

00:29:33: Ja, nochmal, also die Erwartungen, die teilweise an uns gestellt werden,

00:29:37: die können wir nicht erfüllen.

00:29:38: Also wir sind nicht der nachhaltigste Klub.

00:29:43: In der Bundesliga. Und da gibt es Begründungen für, weil wir es uns auch finanziell

00:29:49: nicht sofort leisten können, alle Dächer mit Photovoltaik zum Beispiel zu machen.

00:29:54: Aber wir können zum Beispiel mit unseren Partnern, wie jetzt in dem Fall mal

00:29:58: ein Partner, aufs Dach eine Regenbogen-Photovoltaikanlage bauen. Ist das symbolisch?

00:30:05: Ja, ist es. Aber es ist etwas, was auch für Hamburg, für alles Mögliche ein

00:30:11: tolles Symbol für Integration, für Diversität ist.

00:30:16: Und da kommen wir dann gleich wieder zu dem nächsten Auftrag. Der FC St.

00:30:20: Pauli ruft natürlich auch auf und vertritt stark die CSD-Bewegung,

00:30:25: die natürlich in diesen Zeiten,

00:30:27: wo jeder Diversität eher streicht, auch wieder als Unternehmung und auch in

00:30:32: der Politik und die auch teilweise geschützt werden müssen vor rechten Kräften.

00:30:37: Dass wir dort auch ein Zeichen setzen im Sinne von, wir machen darüber auch

00:30:43: mehr als nur das Photovoltaik-Dach, Sondern darüber eben auch diesen,

00:30:47: wir müssen CSD schützen zum Thema.

00:30:50: Ich finde, das ist das, was man dem Verein hoch anrechnen kann.

00:30:52: Er lässt sich nicht aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Druck von der Seite

00:30:56: der Schwachen bringen und von

00:30:58: der Seite der aus Vereinssicht richtigen gesellschaftlichen Entwicklung.

00:31:03: Da seid ihr sehr straight. Ja, und das tut auch manchmal weh,

00:31:07: weil wir eben zum Beispiel natürlich

00:31:09: wünschen sich, wünscht sich die eine Seite in der Krisenregion A,

00:31:14: dass wir nur Stellung beziehen zu Thema A und die Gruppe B möchte,

00:31:19: dass wir nur Gruppe B betrachten.

00:31:21: Und das auch sozusagen zusammenzubringen, dass wir eben sagen,

00:31:26: nein, unser Thema ist in erster Linie, wofür stehen wir?

00:31:30: Und das ist das Thema Menschlichkeit und Menschenfreundlichkeit und dass wir

00:31:34: eben sagen, jeder Krieg und jede Waffe ist auf jeden Fall erstmal eine,

00:31:41: die wir nicht dulden wollen.

00:31:44: Wollen wir nicht. Aber natürlich gibt es auch wiederum Verteidigungsthemen auf

00:31:48: allen Seiten, die irgendwo nachvollziehbar sein müssen. Da sind wir auch nicht naiv.

00:31:54: Und wir versuchen, das dann zusammenzubringen, dafür aber auch Räume zu schaffen

00:31:58: und vor allen Dingen auch für

00:32:00: nicht privilegierte Menschen für nicht privilegierte Meinungen auch einen Raum

00:32:06: zu geben und das tun wir im Stadion, das tun wir auch in Räumlichkeiten, Diskussionszirkeln,

00:32:12: machen Diskussionen zu verschiedenen Themen, um diese Pluralität auch zuzulassen

00:32:19: und wünschen uns eben aber auch, dass Menschen diese Pluralität auch zulassen können,

00:32:24: ohne dann gleich darin den großen Affront zu sehen.

00:32:28: Und nicht zu viel in euch rein zu projizieren, weil am Ende ist es dann immer noch ein Sportverein.

00:32:32: Genau und das vergisst man dann immer.

00:32:34: Wir sind am Ende, auch wenn wir uns ein wenig das wünschen würden,

00:32:41: dass wir die Welt noch viel mehr nicht nur für einige Menschen verbessern können,

00:32:47: sind wir keine politische Partei am Ende.

00:32:51: Und es gibt Leute, die immer mal wieder die Idee im FC St. Pauli haben lassen,

00:32:55: so eine politische Partei gründen.

00:32:57: Und ich sag mal, das ist auch gar nicht ganz ferndenkend und fernliegend,

00:33:05: aber das werden wir natürlich nie sein. Wir sind der Fußballklub FC St.

00:33:08: Pauli von 1910, eingetragener Verein.

00:33:12: Da steht alles drin. Wir sind ein Fußballklub, wir wohnen auf St.

00:33:15: Pauli, wir sind ein eingetragener Verein. Die Leute, unsere Community partizipieren.

00:33:20: Wir stehen für Demokratie und Mitmachpolitik.

00:33:26: Jetzt stell dir mal eins vor. Dieses kleine Studio ist in Wahrheit eine Raumkapsel.

00:33:30: Wir fliegen jetzt zeitlich weiter bis zum Jahr 2050.

00:33:33: Wir beide steigen am Brandenburger Tor wieder aus. Was für ein Land sehen wir?

00:33:40: Wir sehen ein Land, das versteht, dass wir das Klima schützen,

00:33:51: geschützt haben und sehr viel mehr anders bauen,

00:33:56: klimaneutraler bauen und sehen ganz andere Wohngebäude, viel mehr grüne Verschattung.

00:34:06: Und

00:34:09: wir sehen ein Land, was zufrieden, gesellschaftlich zufrieden damit ist,

00:34:15: sehr früh transformativ agiert zu haben, auch wenn es damit schwere Zeiten durchstehen

00:34:22: musste, wo es wirtschaftlich mal kurzfristig nicht so gut aussah.

00:34:26: An alle, die uns jetzt zusehen und zuhören und sich wundern,

00:34:28: warum ich nach einer halben Stunde schon die übliche Abschlussfrage gestellt

00:34:31: habe. Ich muss jetzt einmal kurz die Katze aus dem Sack lassen.

00:34:34: Du bist heute gekommen, um bei uns bei ASK auf einer Veranstaltung zu sprechen.

00:34:37: Da warten gerade über uns hier über dem Keller etwa 80 bis 100 Leute darauf,

00:34:42: dass wir gleich zu dieser Veranstaltung kommen. Ich muss gleich begrüßen,

00:34:45: ich darf gleich begrüßen.

00:34:46: Wir haben ganz viele spannende, tolle Gäste neben dir da und wir beide haben

00:34:48: uns recht spontan entschieden, wir machen schnell noch eine Folge von Damit die Guten gewinnen.

00:34:52: Deshalb ist sie leider heute etwas kürzer, weil wir jetzt auch nochmal hoch müssen.

00:34:56: Oke, es hat mich riesig gefreut, dass du da warst. Vielleicht schaffen wir es

00:34:59: ja, weil wir noch so viel zu besprechen gehabt hätten, dass es nur eine Folge

00:35:02: 1 war und wir machen später nochmal eine Folge 2.

00:35:05: Und danke dir vielmals für deinen Besuch und Teut, Teu, Teu für die neue Bundesliga-Saison.

00:35:09: Sehr gerne, hat Spaß gemacht und ja, wir werden kämpfen. Danke.

00:35:14: Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns ein Abo da, bewertet den Podcast

00:35:18: und teilt ihn mit anderen. Schreib uns deine Gedanken in die Kommentare.

00:35:22: Wer sind für dich die Guten? Schreib es mir auf Spotify oder YouTube.

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